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Rehabilitation von Alkoholabhängigen:
Behandlungseinrichtungen stärker vernetzen
Oldenburg. Etwa 1,7 Millionen Menschen in Deutschland sind alkoholabhängig und bedürfen einer Behandlung. Davon leben alleine in Niedersachsen ca. 190.000 Personen. Für die Städte Bremen kommt man auf ca. 20.000, für Bremerhaven auf 4.000 bis 5.000 und für Oldenburg auf rund 4.700 Alkoholabhängige. Es existieren für Menschen mit Alkoholproblemen vielfältige Beratungs- und Hilfeangebote. Trotzdem fehlt es aber oft an Abstimmungen zwischen den unterschiedlichen Angeboten, obwohl bekannt ist, dass die enge Kooperation zwischen den verschiedenen Behandlungsstellen für Alkoholabhängige ein wesentlicher Faktor für den Erfolg von Suchtheilverfahren ist.
Bei der Therapie der Alkoholabhängigen in der Nordwest-Region kommt der Landesversicherungsanstalt Oldenburg-Bremen als Rentenversicherer eine besondere Bedeutung zu. Sie stellt jährlich über zehn Millionen DM für die medizinische Rehabilitation allein von Alkoholabhängen zur Verfügung. Dabei arbeitet sie in diesem Bereich mit 13 Kliniken (regional und überregional) und 17 ambulanten Beratungs- und Behandlungsstellen zusammen.
Vor diesem Hintergrund wurde im April 2000 das dreijährige Modellprojekt "Alkoholentwöhnung im Verbundsystem (EVS)" ins Leben gerufen, das von der LVA Oldenburg-Bremen finanziell gefördert und von der Universität Oldenburg (Arbeitsstelle Sucht und Drogenforschung) wissenschaftlich begleitet wird. Im Mittelpunkt steht die Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen fünf ambulanten und zwei stationären Rehabilitationseinrichtungen und die Intensivierung der Kooperationsbeziehungen zwischen der LVA als Leistungsträger und ihren Partnereinrichtungen.
Alle vier bis sechs Wochen treffen sich die beteiligten Gruppen, d.h. VertreterInnen der ambulanten und stationären Leistungsanbieter, der LVA und der Universität, und arbeiten die "Herzstücke" des Modellprojekts aus. Darüber hinaus soll mit Hilfe des Projekts der Behandlungserfolg auch langfristig aufrecht erhalten werden. Wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge treten 80 Prozent der Rückfälle innerhalb der ersten vier Wochen nach einer stationären Entwöhnungstherapie auf. Ein Grund dafür ist der abrupte Übergang von dem geschützten Klinikrahmen mit einer "Rund-um-die-Uhr-Betreuung" ins Privatleben, das oft durch soziale Isolation geprägt ist. Das Modellprojekt sieht daher im Anschluss an die Klinikbehandlung für die Patienten eine weiterführende, langfristige ambulante Betreuung vor mit dem Ziel, Suchtmittelabstinenz zu wahren, soziale Kontakte aufzubauen und die beruflichen Perspektiven zu verbessern.
Die theoretischen Grundlagen und Ergebnisse der Arbeit des ersten Projektjahres liegen nun in einem Bericht vor. In diesem wird deutlich, dass die von der Universität entwickelten Kooperationsstandards einen wichtigen Orientierungsrahmen für das Modellprojekt bieten. Des weiteren bietet ein bundesweit neuartiger Leistungsrahmen den Therapeuten die Möglichkeit, ambulante und stationäre Therapien flexibler zu kombinieren. Dadurch können die Hilfen auf den Behandlungsbedarf des einzelnen Patienten besser abgestimmt werden. Darüber hinaus macht der Bericht sichtbar, wie komplex und aufwendig Abstimmungsprozesse im Behandlungssystem sind; gleichzeitig aber auch, wie innovativ und erfolgreich Kooperationen verlaufen können, um scheinbar starre Strukturen zu verändern. Es bleibt abzuwarten, ob die mittlerweile mehr als 90 Patienten, die bisher in diesem neuen Modell behandelt werden, ihre Behandlung erfolgreich abschließen und die Rückkehr in ein "normales" Leben langfristig aufrechterhalten können.
Mit dem Modellprojekt "Alkoholentwöhnung im Verbundsystem (EVS)" werde erneut die seit fünf Jahren bestehende fruchtbare Kooperation zwischen der LVA und der Universität Oldenburg bekräftigt, sagte der Leiter der Arbeitsstelle Sucht und Drogenforschung, Prof. Dr. Wolf-Dieter Scholz. Der kontinuierliche Ausbau bereits gemeinsam entwickelter Ansätze und das Bemühen, neue Strukturen in der Rehabilitation Alkoholabhängiger zu schaffen und deren Effizienz zu überprüfen, werde damit fortgeführt.
Kontakt: Prof. Dr. Wolf-Dieter Scholz, Arbeitsstelle
Sucht und Drogenforschung, Tel. 0441/798-2069, E-Mail: wolf.d.scholz@uni-oldenburg.de
Dr. Knut Tielking, Arbeitsstelle Sucht und Drogenforschung ,Tel. 0441/798-5156,
E-Mail: alkohol@uni-oldenburg.de
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