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Urzeitliche Biofilme haben vom Meer aus das Festland erobert

Oldenburg. "Fossile und Rezente Biofilme - eine Naturgeschichte des Lebens auf der Erde" ist das Thema einer Tagung vom 17. bis 22. Februar an der Universität Oldenburg, zu der die Arbeitsgruppe Geomikrobiologie unter Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Krumbein und das Delmenhorster Hanse-Wissenschaftskolleg Experten aus aller Welt eingeladen haben. Der Themenbogen reicht von der Raumfahrt bis hin zu scheinbar trivialen Alltagsphänomenen wie Unfällen - verursacht durch glitschige Filme.

Überall auf der Erde, vielleicht auch auf Planeten wie dem Mars, gibt es derartige Filme, die sich durch Zusammenrottung von Bakterien und anderen Mikroorganismen bilden. Sie verwandeln die feste Oberfläche, auf der sie siedeln, in eine glitschige, schlüpfrige, schleimige Schicht. Der gesellschaftliche Schaden, den Biofilme durch Fraß, Ätzung, Korrosion oder Unfälle verursachen, geht ins Unermessliche.

Die Forschung der vergangenen Jahrzehnte konnte die Entstehung von Leben auf der Erde über die Untersuchung versteinerter fossiler Biofilme bis nahe an die Entstehungszeit der Erde zurückdatieren. Urzeitliche Biofilme haben vom Meer aus das Festland erobert und beim Übergang von der anoxygenen zur oxygenen Photosynthese die sauerstoffhaltige Atmosphäre geschaffen und so die Ansiedlung von Insekten ermöglicht, die sich von den Biofilmen ernährten.

Die Experten beschäftigen sich auf der Tagung mit der Philosophie und Wissenschaftstheorie solcher Phänomene. Es geht etwa um den Unterschied zwischen einem Film aus Bakterien und einem Teppich aus Pilzen. Warum haben sich überhaupt höher strukturierte Pflanzen und Tiere auf der Erde entwickelt, wenn doch die Mikroorganismen alles können? Lässt sich ein Biofilm als biologisch verfestigtes Wasser bezeichnen? Es werden Biofilme erörtert, die - anders als wasserreiche Filme, die zu 99.5% aus biologisch verfestigtem Wasser bestehen - aus Trockenmasse aufgebaut sind. Diese Masse vegetiert mit einem Minimum Wasser auf Gesteinsoberflächen und erwacht nur kurzzeitig zum Leben.

Viele andere Komplexe werden auf dem Kongress erörtert - so die Frage, wie die ersten Urorganismen auf der Erde ausgesehen haben mögen und wie sie an der Gestaltung ihrer Umwelt beteiligt waren. Wichtig ist auch die Frage, auf welche Weise Biofilme zur Bildung von Gesteinen und Lagerstätten vom Uran bis zum Gold und Eisen beigetragen haben.

Die TeilnehmerInnen kommen aus allen europäischen Ländern, den USA und dem fernen Osten. Die eigentlichen Akteure aber sind unsichtbare kleine Lebewesen, die überall von der Antarktis bis auf den Mount Everest, von der Gobiwüste bis in die tiefsten Spalten der Erde jede feste Oberfläche besiedelt haben und auch weiterhin besiedeln.

Einzelheiten zum Kongress sind abrufbar unter:
http://africa.geomic.uni-oldenburg.de/mmm2/index.html

 

 

Kontakt: Prof. Dr. Wolfgang E. Krumbein , Tel.: 798-3384, E-Mail: wek@africa.geomic.uni-oldenburg.de


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