Presse & Kommunikation
Einblicke Nr. 43 Frühjahr 2006
Wer hätte das gedacht? Ausgerechnet diese beiden jungen Universitäten, Bremen und Oldenburg, machen durch ihr hervorragendes Abschneiden bei der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder von sich reden - zwei Universitäten im Nordwesten Deutschlands, die in ihren Gründerjahren durch viel Widerständigkeit und Nonkonformismus auffielen. In den 70er und 80er Jahren galten sie oft als ideologieüberfrachtete „rote Kaderschmieden“, die sich mehr mit Gesellschaftskritik als mit Forschung und Lehre beschäftigten. Das stimmte zwar nie so, aber häufig haben Vorurteile einen wahren Kern. Und tatsächlich wurden in Bremen und Oldenburg in dieser Zeit politische Kapriolen geschlagen, die kaum vermittelbar waren und nicht selten zu Ratlosigkeit und Distanz in weiten Teilen der Region und manchmal auch im Wissenschaftsbereich führten. Aber der kritische Blick der WissenschaftlerInnen und StudentInnen auf die Gesellschaft führte auch zu einem stärkeren Problembewusstsein für neue Entwicklungen.
Zu diesen Entwicklungen gehörte und gehört ganz zweifellos die Frauenbewegung, die Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre enorm an Fahrt gewann und sich aufmachte, die Gesellschaft tiefgreifend zu verändern.
Neben Bremen stellte sich auch die Universität Oldenburg vergleichsweise früh diesem Prozess, der in seiner Bedeutung kaum zu überschätzen ist. Bereits 1978 initiierten Studentinnen mit Wissenschaftlerinnen erste interdisziplinäre „Frauenprojekte“, und acht Jahre später wurden durch den Senat Richtlinien zur Erhöhung des Anteils von Frauen im wissenschaftlichen Personal verabschiedet. Als erste in Niedersachsen berief die Universität Oldenburg eine Frauenbeauftragte, die u.a. auf die Einhaltung dieser Richtlinien achten sollte, und kam damit dem Gesetzgeber einige Jahre zuvor. Heute findet sich Oldenburg im bundesweiten „Hochschulranking nach Gleichstellungsaspekten“ stets unter den zehn besten Universitäten.
Es lag auf der Hand, dass sich Oldenburger WissenschaftlerInnen in ihrer Forschung des Themas Gender annahmen und ihm im Lauf der Jahre eine Dimension gaben, die 2001 zur Gründung eines Forschungszentrums führte. Das Zentrum für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung (ZFG) der Universität Oldenburg gehört inzwischen zu jenen Institutionen, an die man denkt, wenn in Deutschland über Genderforschung geredet wird. Sie ist ein gewichtiges Element im Profil der Universität.
Gerhard Harms
Inhalt
- Oldenburger Genderforschung
- Männer als Söhne und Väter
- Jungen- und Mädchenfreundschaften
- Wie Kinder sich ihre Zukunft vorstellen
- Diskurse über den 11. September
- Die Virtuosin Teresa Milanollo
- Amazonen, Jungfern und Rennechsen
- Gender in der Mathematik
- Der schwierige Weg zur Promotion
- Geschlecht und Gedächtnis
- Interdisziplinäre Geschlechterstudien in Europa
- Internationale Gastprofessuren am ZFG
- Uni-Fokus