39. Jahrgang
Nummer 6
Juli 2012
www. p r e s s e . un i - o l denbu r g . de / un i - i n f o
UNI-INFO
Zitat
„Die Unwissenheit ist die Mutter
aller Verbrechen.“
Honoré de Balzac, Schriftsteller
(1799-1850)
European Medical School
Grünes Licht
vom Landtag
D
ie letzte Hürde ist genommen: Der
Niedersächsische Landtag hat am
20. Juni mit großer Mehrheit die Än-
derung des Hochschulgesetzes (NHG)
beschlossen – und damit die rechtlichen
Rahmenbedingungen für die European
Medical School Oldenburg-Groningen
(EMS) geschaffen. Der Modellstudien-
gang Medizin startet im kommenden
Wintersemester mit 40 Studierenden.
Wissenschaftsministerin Prof. Dr. Jo-
hanna Wanka begrüßte den breiten
Konsens im Parlament als „deutliches
Signal“.
Die Gesetzesänderung regelt unter
anderem, dass an der zu gründenden
Medizinischen Fakultät ein Gründungs-
dekanat bestellt wird. Die Aufgaben des
Fakultätsrats nimmt bis zum 31. März
2015 der Senat der Universität Olden-
burg wahr. Seine Entscheidungen trifft
der Senat auf der Grundlage von Stel-
lungnahmen eines Beirats, der an der
Medizinischen Fakultät gebildet wird.
Hörforschung ist exzellent
Exzellenzinitiative: Cluster „Hearing4all“ erhält bis zu 34 Millionen Euro Förderung für fünf Jahre
D
ie Universität Oldenburg gehört zu
den Gewinnern der Exzellenziniti-
ative des Bundes und der Länder: Der
Exzellenzclusterantrag „Hearing4all“
wird für fünf Jahre mit bis zu 34 Mil-
lionen Euro gefördert. Die Federfüh-
rung des Konsortiums rund um das
Thema Hören liegt bei der Universität
Oldenburg, die den erfolgreichen An-
trag gemeinsam mit der Medizinischen
Hochschule Hannover und der Leibniz
Universität Hannover gestellt hat. Betei-
ligt sind auch das Kompetenzzentrum
HörTech, die Jade Hochschule, die Hör-
zentren Hannover und Oldenburg, die
Fraunhofer Projektgruppe Hör-, Sprach-
und Audiotechnologie, das Laser Zen-
trum Hannover e.V. und das Hanse-
Wissenschaftskolleg Delmenhorst.
„Der Erfolg ist in erster Linie Ergeb-
nis herausragender wissenschaftlicher
Arbeit an unseren Hochschulen. Dafür
zolle ich Respekt und Anerkennung
und spreche allen Beteiligten meinen
ausdrücklichen Dank aus“, erklärte
Niedersachsens Wissenschaftsministe-
rin Prof. Dr. Johanna Wanka anlässlich
der Entscheidung. Sie betonte, dass
das eingeworbene Geld dem gesamten
Forschungs- und Hochschulstandort
Niedersachsen zu Gute kommen werde.
„Mit Summen dieser Größenordnung
können Forschungsergebnisse erzielt
werden, die sonst kaum erreichbar wä-
ren. Wir haben die Chance erhalten,
unsere Wettbewerbsfähigkeit in den
nächsten Jahren deutlich zu steigern.“
Als „grandiosen Erfolg für die Uni-
versität Oldenburg und ihre exzellente
Hörforschung“ hat Universitätsprä-
sidentin Prof. Dr. Babette Simon die
Entscheidung bezeichnet. „Dieser Er-
folg strahlt auf die gesamte Universität
aus und trägt maßgeblich zur weiteren
Stärkung der Universität, aber auch der
Wissenschaftsregion Nordwest bei. Ich
danke all jenen, die mit großer Leistung
und vollem Einsatz zu diesem Ergebnis
beigetragen haben“, so Simon.
Der Sprecher des Exzellenzclusters, der
Oldenburger Physiker und Mediziner
Prof. Dr. Dr. Birger Kollmeier, betonte:
„Das ist ein großartiger Tag für die Hör-
forschung in Niedersachsen. Wir sind
voller Freude über die Würdigung un-
serer bisherigen gemeinsamen Arbeit,
die wir nun unter neuen Rahmenbedin-
gungen zum Wohl der Schwerhörigen
fortsetzen werden.“
Das Ziel des interdisziplinären, auf fünf
Jahre angelegten Verbundprojekts ist
das Hören für alle. 18 Prozent der deut-
schen Bevölkerung – darunter mehr als
50 Prozent der über 65-Jährigen – hat
einen behandlungsbedürftigen Hörver-
lust. Die WissenschaftlerInnen wollen
die individualisierte Hör-Diagnostik
und die darauf angepasste Versorgung
mit persönlichen Hörhilfen verbessern
– um damit die Kommunikation der
Betroffenen zu erleichtern, sei es bei
der Arbeit, im Verkehr oder zu Hause.
Dazu werden innovative Verarbeitungs-
konzepte für Hörgeräte und Hörim-
plantate ebenso weiterentwickelt wie
„assistive“ Technologie für jedermann –
also das Hörgerät in jedem Smartphone,
Fernseher oder Autoradio.
Feierten den Erfolg: Birger Kollmeier (Sprecher Exzellenzcluster), Georg Klump (Cluster-Bereich Nachwuchsförderung), Simon Doclo
(Cluster-Bereich Assistive Systeme), Werner Brinker (Hochschulratsvorsitzender), Martin Holthaus (Dekan Fakultät V), Vizepräsidentin
Katharina Al-Shamery und Universitätspräsidentin Babette Simon.
Foto: Daniel Schmidt
Im Fokus der Forschungsarbeiten steht
die Verbesserung des Sprachverstehens
im Störlärm. Denn: Ein gewichtiges
Problem von Schwerhörigen ist die ge-
störte Selektivität beim Hören. Normal
Hörende sind hingegen in der Lage,
beispielsweise auf einer Cocktailparty
nur die Worte eines Sprechers wahr-
zunehmen und die der anderen zu un-
terdrücken („Cocktail-Party-Effekt“).
„Aber auch die Diagnostik und The-
rapiemöglichkeiten in der klinischen
Audiologie wollen wir entscheidend
voranbringen. Hier setzen wir auf neue
physiologische Diagnose-Instrumente
und Hörimplantate auf verschiedenen
Stationen im Innenohr und entlang der
Hörbahn“, erläuterte Prof. Dr. Thomas
Lenarz, Stellvertretender Exzellenz-
clustersprecher und Direktor der HNO-
Klinik der Medizinischen Hochschule
Hannover.
Für die inhaltliche Arbeit zeichnen
25 renommierte WissenschaftlerInnen
aus der Physik, Medizin, Psychologie,
Biologie, den Ingenieurwissenschaften
und der Linguistik verantwortlich. Sie
bilden Kernteams, die wiederum in in-
terdisziplinären „Task Groups“ aktuelle
Forschungsfragen bearbeiten und auch
für den Wissenschaftlichen Nachwuchs
die thematische Klammer bilden. „Da-
rüber hinaus schaffen wir eine ´Joint
Research Academy` für die gezielte
Karriereförderung von Nachwuchswis-
senschaftlerinnen und Nachwuchswis-
senschaftlern – von der Doktorarbeit
bis hin zur eigenen wissenschaftlichen
Gruppenleitung oder Professur“, be-
tonte der Oldenburger Biologe Prof. Dr.
Georg Klump, der für diesen Bereich
verantwortlich zeichnet.
Geplant ist auch eine noch engere Ko-
operation mit sämtlichen weltweit füh-
renden Hörgeräte- und Hörimplantat-
Herstellern. „Bereits jetzt steckt in über
80 Prozent aller Hörgeräte und Cochlea-
Implantate Technik aus Oldenburg oder
Hannover“, so Kollmeier. „Im Exzel-
lencluster wollen wir unseren Entwick-
lungsvorsprung weiter ausbauen – durch
das erfolgreiche Zusammenwirken von
Grundlagenforschung, Klinischer For-
schung und Angewandter Forschung.“
(Mehr zum Thema: Seite 3)
International gut verankert
E-Quality: Universität mit ERASMUS-Qualitätssiegel ausgezeichnet
A
ls einzige Hochschule Niedersach-
sens hat in diesem Jahr die Uni-
versität Oldenburg das „E-Quality“-
Qualitätssiegel erhalten. Der Deutsche
Akademische Austauschdienst (DAAD)
würdigt damit besondere Verdienste
und Leistungen im ERASMUS-Pro-
gramm. Prof. Dr. Andreas Stein, Ma-
thematiker und Internationalisierungs-
beauftragter der Fakultät VMathematik
und Naturwissenschaften, Jenka Sch-
midt, Leiterin des International Stu-
dent Office (ISO) und Christa Weers,
ERASMUS-Koordinatorin, nahmen im
Juni auf der ERASMUS-Jahrestagung
das Qualitätssiegel aus den Händen von
DAAD-Präsidentin Prof. Dr. Margret
Wintermantel entgegen. „Das ist eine
wichtige Auszeichnung und Anerken-
nung unserer Bemühungen, die Univer-
sität international noch besser zu veran-
kern“, erklärt Universitätspräsidentin
Prof. Dr. Babette Simon.
Mit dem ERASMUS-Programm för-
dert die EU seit 25 Jahren Auslands-
aufenthalte vor allem von Studieren-
den und DozentInnen. Die Universität
Oldenburg war von Beginn an dabei.
Heute bestehen ERASMUS-Partner-
schaften mit über 120 Hochschulen in
ganz Europa. Allein im Studienjahr
2011/2012 nahmen 128 Studierende,
20 Lehrende und vier Verwaltungsmit-
arbeiterinnen an dem Programm teil.
„Der Blick in andere Bildungssysteme,
der kulturelle und wissenschaftliche
Austausch mit anderen Ländern eröff-
net andere Denkweisen – und ist für
das Studium und für die Forschung
enorm wichtig“, betont Vizepräsidentin
Prof. Dr. Gunilla Budde. Der Einsatz
der ERASMUS- und Internationalisie-
rungsbeauftragten sei hier nicht hoch
genug einzuschätzen.
Mit der Auszeichnung würdigt der
DAAD unter anderem die persönliche
Beratung und Betreuung der ERAS-
MUS-TeilnehmerInnen in Oldenburg
sowie die gute Vernetzung sämtlicher
Projektbeteiligten im internationalen
Bereich. Die Universität erhält das
Qualitätssiegel bereits zum zweiten
Mal. (tk)
(Mehr zum Thema: Seite 5)
Acht Minuten für
die Wissenschaft
A
cht Minuten: So lang – oder so
kurz – haben die Nachwuchs-
wissenschaftlerInnen auf der Bühne
Zeit, Jury und Publikum für ihr For-
schungsthema zu begeistern. Dann
entscheidet sich, wer in diesem Jahr
mit dem „groschen“ ausgezeichnet
wird, dem LzO-Preis für Wissen-
schaftskommunikation. Im Rennen
sind fünf Finalisten, vier von ih-
nen kommen von der Universität
Oldenburg, einer von der Universität
Vechta. Der Gewinner erhält 10.000
Euro. Die Entscheidung liegt in den
Händen der Jury, aber auch das Pu-
blikum ist gefragt. Es wählt mithilfe
so genannter „Clicker“ seinen Favo-
riten. Die Geräte kommen ansonsten
in Lehrveranstaltungen der Universi-
tät Oldenburg zum Einsatz.
Insgesamt 17 Nachwuchswissen-
schaftlerInnen der beiden Universi-
täten und der Jade Hochschule hatten
sich um den Preis beworben. Dabei
war zunächst eine dreiseitige allge-
meinverständliche Zusammenfassung
des Forschungsthemas gefordert.
Daraus wählte die Jury unter dem
Vorsitz von Martin Grapentin, LzO-
Vorstandsvorsitzender, die fünf Fina-
listen aus. Weitere Mitglieder der Jury
sind VertreterInnen der Hochschulen,
des Arbeitgeberverbands Oldenburg,
der Industrie- und Handelskammer
Oldenburg und der Nordwest-Zeitung.
Wer an der Veranstaltung teilnehmen
möchte, kann sich per E-Mail anmel-
den (christian.hoping@lzo.com). Die
Anzahl der Plätze ist begrenzt.
Wann: 12. Juli, 18.00 Uhr
Wo: LzO-Zentrale, Berliner Platz 1
Graduierte fördern
D
er wissenschaftliche Nachwuchs
der Jade Hochschule kann künftig
an den überfachlichen Qualifizierung-
sangeboten der Graduiertenakademie
der Universität Oldenburg teilnehmen.
Das regelt eine Kooperationsverein-
barung, die Universitätspräsidentin
Prof. Dr. Babette Simon und Dr. Elmar
Schreiber, Präsident der Jade Hochschu-
le, im Juni unterzeichnet haben.
Die Graduiertenakademie wurde Ende
letzten Jahres ins Leben gerufen. Sie bün-
delt alle Angebote zur überfachlichen
Beratung, Weiterbildung und Förderung
vonNachwuchswissenschaftlerInnen aller
Fächer und Qualifikationsstufen. Mit der
neuenVereinbarungwird die Kooperation
der Universität mit der Jade Hochschule
weiter ausgebaut. Seit 1. Juli 2010 besteht
ein Rahmenvertrag und die Kooperation
ist im Gesetz zur Entwicklung der Fach-
hochschulen in Niedersachsen verankert.