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39. Jrg. 4/12
UNI-INFO
Seite 3
W
ie kann wirtschaftliche Entwick-
lung nachhaltig gestaltet wer-
den – und das angesichts langfristiger
Herausforderungen wie Klimawandel,
Verlust von Artenvielfalt, Übernutzung
natürlicher Ressourcen und massiver
sozialer Probleme? Was sind die drin-
genden wirtschaftswissenschaftlichen
Forschungsthemen? Diese Fragen
diskutierten im April Volks- und Be-
triebswirtInnen aus dem gesamten Bun-
desgebiet. Sie waren TeilnehmerInnen
eines interdisziplinären Symposiums.
Eingeladen hatte das Oldenburger Zen-
trum für wirtschaftswissenschaftliche
Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung
(CENTOS) in Partnerschaft mit der
Vereinigung für Ökologische Wirt-
schaftsforschung (VÖW).
„Die Thematik hat eine große poli-
tische und gesellschaftliche Brisanz
für die nähere und fernere Zukunft“,
betont Umweltökonom und CENTOS-
Vorstandsmitglied Prof. Dr. Klaus Ei-
senack. Das Konzept der Nachhaltigen
Entwicklung stelle Fragen nach der
Stabilisierung des Klimasystems, der
Sicherstellung der Ökosystemfunkti-
onen für Menschen sowie der Verfüg-
barkeit und Nutzung natürlicher Res-
sourcen. „Das sind Überlebensfragen
der Menschheit mit hoher Eingriffstie-
fe in gesellschaftliche und politische
Handlungs- und Entscheidungsprozesse
– und daraus resultieren Ansprüche an
eine nachhaltige Steuerung.“
Einen Mangel an Ansätzen, um eine
nachhaltige Wirtschaftsweise zu be-
fördern, gibt es nach Meinung der
ExpertInnen nicht. Allerdings hapere es
bei der Umsetzung in der Praxis. Obwohl
die Probleme langfristigen Wachstums
für die natürlichen Lebensgrundlagen
bekannt seien, seien gesellschaftliche
Or ientierungen weiter durch einen
Wachstumsimperativ gekennzeichnet.
Um herauszufinden, wie die Treiber des
Wachstums auf verschiedenen gesell-
schaftlichen Handlungsebenen zusam-
menspielten, bedürfe es genauer Un-
tersuchungen, so die ExpertInnen. Die
Motivations- und Handlungsmuster von
Konsumenten, Unternehmen und Politik
stünden dabei ebenso im Mittelpunkt
wie die Rolle von Gewohnheiten und
die Dynamik von Umweltpräferenzen.
„Über die propagierte `Große Transfor-
mation` unserer Wirtschaftsweise wissen
wir nur wenig. Wir brauchen richtungs-
sichere und langfristige Transformati-
onskonzepte“, erklärt Eisenack. Dabei
müssten auch die Voraussetzungen für
angemessene institutionelle Strukturen
ermittelt werden. Andernfalls setzten
Lösungen von heute die Probleme von
morgen in die Welt.
Perspektiven der
Nachhaltigkeitsökonomik
Experten diskutieren Themen der Zukunft
Lehrerbildung
P
rof. Dr. David Treagust, Cur tin
University Perth (Australien), ist
international anerkannter Experte für
Didaktik der Naturwissenschaften,
empirische Lehr-Lern-Forschung und
Lehrerbildung. Mit seinem öffentli-
chen Vor trag „Practice-oriented or
academic: Which kind of teacher ed-
ucation do we need for the school of
tomorrow?“ endet ein internationaler
Workshop des Promotionsprogramms
„Prozesse fachdidaktischer Struktu-
rierung in Schulpraxis und Lehrerbil-
dung“ (ProfaS). Treagust thematisiert
die Entwicklung der Lehrerbildung
in Australien und stellt Konzepte und
Ideen für eine zukünftige Lehrerbil-
dung sowie Fortbildungsmöglichkeiten
vor.
Wann: 10. Mai, 16.00 Uhr
Wo: A14, HS 1
I
m Science-Fiction-Genre sind Wurm-
löcher Tunnel zwischen den Uni-
versen, genutzt für interstellare Reisen,
um Raum und Zeit auszutricksen. Auch
die von der Stringtheorie motivierte
Gravitationstheorie, die Elementarteil-
chenphysik mit der Gravitation verbin-
det, geht von der Existenz dieser Gebil-
de aus. Wurmlöcher mit erstaunlichen
Eigenschaften hat die Arbeitsgruppe
Feldtheorie um die PhysikerInnen Prof.
Dr. Jutta Kunz und PD Dr. Burkhard
Kleihaus in Zusammenarbeit mit Prof.
Dr. Panagiota Kanti von der Universität
Ioannina (Griechenland) nachgewiesen.
Ihre Forschungsergebnisse wurden in
den renommierten Fachzeitschriften
„Physical Review Letters“ und „The
Physical Review D“ veröffentlicht und
in einer Titelgeschichte des Wissen-
schaftsmagazins „New Scientist“ auf-
gegriffen.
Wurmlöcher seien auch nach der Ein-
steinschen Gravitationstheorie möglich,
erläutert Kunz. Doch nach dieser Theo-
rie seien sie rein hypothetisch, gelten als
instabil und können nur in Anwesenheit
„exotischer“ Materie – einer hypothe-
tischen Materieform – existieren. „Wird
aber die Einsteinsche Gravitationstheo-
rie durch Korrekturen der Stringtheorie
modifiziert, dann können Wurmlöcher
mit wesentlich anderen Eigenschaften
existieren“, so Kunz. Die neu gefun-
denen Wurmlöcher benötigten keine
„exotische“ Materie, um existieren zu
können. „Sie scheinen innerhalb eines
bestimmten Parameterbereichs stabil zu
sein. Auch könnten diese Wurmlöcher
im Prinzip beliebig groß sein, jedoch
nicht beliebig klein.“
Die Arbeitsgruppe erforscht seit Jahren
Einsteins Allgemeine Relativitätstheo-
rie und deren Lösungen. Ihre Forschun-
gen gehen aber über die Einsteinsche
Theor ie hinaus. „Neuere Theor ien
wie beispielsweise die Stringtheorie
lassen auf eine Vereinheitlichung von
Quantentheorie und Gravitation hof-
fen“, erklärt Kleihaus. Und obwohl die
WissenschaftlerInnen die untersuchte
Einstein-Gauss-Bonnet-Dilaton-The-
orie nur als vereinfachendes physika-
lisches Modell – als „Toy-model“ –
ansehen, modelliere sie doch wichtige
Eigenschaften einer „realistischen“
Gravitationstheorie mit Stringkorrek-
turen.
Die Existenz der Wurmlöcher in sol-
chen „realistischen“ Theor ien sol-
len nun näher untersucht und deren
mögliche astrophysikalischen Konse-
quenzen analysieren werden. (mr)
www.fieldtheory.uni-oldenburg.de/
26969.html
Tunnel zwischen den Universen
Physiker weisen Wurmlöcher mit erstaunlichen Eigenschaften nach
Supernova in der Galaxie M100, das wahrscheinlich jüngste Schwarze Loch im so genannten „local universe“.
Foto: NASA
P
rof. Dr. Dr. Birger Kollmeier
(Foto), Hörforscher an der Uni-
versität, hat in Boston (USA) den
renommierten International Award
der American Academy of Audiolo-
gy entgegengenommen. Es ist eine
der höchsten Auszeichnungen für
internationale ForscherInnen auf
dem Gebiet der Audiologie. Verlie-
hen wird sie von der weltweit größten
audiologischen Fachgesellschaft.
Kol lmeier erhält den Preis „für
seine herausragenden Beit räge
zur Hörforschung, Psychophysik,
auditorischen Elektrophysiologie,
Hörgeräteentwicklung und Evidenz-
basierten Hörgeräte-Evaluation“,
begründete die Akademie ihre
Entscheidung. Seine Forschungen
hätten „einen sehr starken Einfluss
auf diese Gebiete“. Hervorgehoben
wurde auch Kollmeiers Betreuung
vieler exzellenter Doktoranden, die
inzwischen leitende Positionen in
Industrie und Universitäten ein-
nehmen. Zudem seien viele Ideen
des Oldenburger Wissenschaftlers
patentiert und in moderne Hörgeräte
eingeflossen.
„Die ehrenvolle Auszeichnung er-
füllt mich mit großer Freude, und ich
nehme sie stellvertretend für unser
gesamtes interdisziplinäres Team
entgegen“, erklärte Kollmeier an-
lässlich der Preisübergabe. Zu den
mehreren hundert Gästen gehörten
auch acht US-amerikanischen Hör-
forscherInnen, mit denen Kollmeier
besonders intensiv zusammenar-
beitet.
Der Oldenburger
Wissenschaftler hat
für seine Arbeit
bereits mehr fach
renommierte Aus-
zeichnungen e r-
halten, zuletzt den
Niedersächsischen Wissenschafts-
preis 2011 und den Karl-Küpfmül-
ler-Ring 2009. Die Ehrung der
American Academy of Audiology
sei für ihn die bisher größte interna-
tionale Anerkennung seiner Arbeit,
betonte Kollmeier. Der Physiker
und Mediziner forscht und lehrt seit
1993 an der Universität Oldenburg
und ist Leiter der Abteilung „Medi-
zinische Physik“. Zudem ist er unter
anderem Wissenschaftlicher Leiter
der Hörzentrum Oldenburg GmbH
und der Fraunhofer Projektgruppe
für Hör-, Sprach- und Audiotech-
nologie. Kollmeier ist Sprecher des
beantragten Exzellenzclusters „Hea-
ring4all“, das als einziges Cluster
aus Niedersachsen in die aktuelle
Endrunde des Exzellenzwettbewerbs
des Bundes aufgenommen wurde.
Die Entscheidung über den Erfolg
fällt im Juni.
„Forschungen
mit starkem Einfluss“
Internationale Auszeichnung für Kollmeier
D
as Thema Optimierung steht im
Mittelpunkt der internationalen
Sommerschule „Modern Computatio-
nal Science“, die im August stattfindet.
Teilnehmen können Studierende ab dem
dritten Studienjahr, DoktorandInnen
der naturwissenschaftlichen Fächer,
der Informatik und Mathematik sowie
Interessierte aus der Wirtschaft. Die
Anmeldung ist noch bis zum 15. Mai
möglich. Organisatoren sind der Infor-
matiker Prof. Dr. Martin Fränzle, der
Physiker Prof. Dr. Alexander Hartmann
und Dr. Reinhard Leidl, Experte für
Computersimulationen.
Optimierung ist eine permanente Heraus-
forderung für Wirtschaft, Technik und
Naturwissenschaften. Eine zentrale Me-
thode sind Simulationen auf demCompu-
ter. Die ReferentInnen – SpezialistInnen
von Universitäten aus Deutschland sowie
der Schweiz, Italien und Großbritannien
– thematisieren beispielsweise Optimie-
rungsprozesse bei der Entwicklung von
Computerprogrammen, der statistischen
Datenanalyse, der Bioinformatik und der
Theoretischen Chemie. Die Tagungs-
sprache ist Englisch.
Die Sommerschule wird vom Deut-
schen Akademischen Austauschdienst
(DAAD) aus Mitteln des Auswärtigen
Amtes unterstützt. Stipendien ermögli-
chen eine kostengünstige Teilnahme an
der Sommerschule. Außerdem können
15 Studierende kostenlos dabei sein,
dafür sorgt die Verwendung von Stu-
dienbeiträgen.
Wann: 20. bis 31. August
Wo: Campus Wechloy
www.mcs.uni-oldenburg.de
Computational Science
Sommerschule widmet sich der Optimierung
Auslandsstipendien
D
ie Floyd und Lili Biava-Stiftung
vergibt zwei Stipendien in Höhe
von je 1.200 Euro für einen Auslands-
aufenthalt. Die Stiftung will die Mo-
bilitätsbereitschaft von StudentInnen
und NachwuchswissenschaftlerInnen
der Wirtschaftswissenschaften, Ma-
thematik, Biologie, Physik, Chemie
und Informatik fördern. Dabei hat sie
besonders die Partnerhochschulen in
den USA im Blick. Bewerbungen sind
bis zum 31. Mai möglich.
www.iso.uni-oldenburg.de/
8821.html