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UNI-INFO
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Gezielte
Unterstützung
E
ine Init iat ive, die vermehr t
SchülerInnen aus Nicht-Aka-
demiker-Familien für ein Studium
gewinnen will, startet im Juli an
der Universität Oldenburg. Das
Projekt wird vom Niedersäch-
sischen Wissenschaftsministerium
(MWK) mit 45.000 Euro gefördert.
Das MWK hat te die Init iat ive
mit dem Ziel ausgeschrieben, die
Anzahl der „Studierenden der er-
sten Generation“ zu erhöhen. Die
Universität Oldenburg setzte sich
mit vier weiteren Antragstellern
gegen insgesamt elf Bewerber
durch. Wissenschaftlich leitet der
Weiterbildungsexperte Prof. Dr.
Olaf Zawacki-Richter das Pro-
jekt. Monika Hartmann-Bischoff,
Geschäftsführerin des Center für
lebenslanges Lernen (C3L), ist die
Projektkoordinatorin.
Drei Maßnahmen decken den Be-
ratungsbedarf bei Erstakademiker-
Innen ab: Die erste Maßnahme
heißt „Wir warten auf Dich!“ und
vermittelt Informationen beispiels-
weise in einem „Schnupper-Studi-
um“. Zentrale Fragen zur Studien-
finanzierung und Studienförderung
stehen bei der Maßnahme „Wer be-
zahlt das Ganze?“ imMittelpunkt.
„Schön, dass Du da bist!“ – die
dritte Maßnahme – unterstützt die
SchülerInnen aus Nicht-Akade-
miker-Familien durch Beratung
und Serviceleistungen bei Studi-
enbeginn. Projektpartner sind die
Jade Hochschule sowie Schulen,
Bildungsträger und Wirtschaftsver-
treterInnen aus Stadt und Region.
„Da dachte ich: Deshalb bist du hier“
Im Modul „Service Learning“ engagieren sich Studierende ehrenamtlich / Eigene Rolle reflektieren
E
hrenamtliches Engagement von Stu-
dierenden zu fördern und mit uni-
versitärem Lernen zu verknüpfen – das
ist Ziel des Moduls „Service Learning“,
das im vergangenen Wintersemester
erstmals an der Universität Oldenburg
angeboten wurde. 30 Studierende be-
teiligten sich im ersten Durchgang an
der Arbeit von elf gemeinnützigen In-
stitutionen in Oldenburg. Unter ihnen
waren auch Ana Kea König und Ben-
jamin Kreß.
Gewalt gegen Ehepartner oder Kinder,
eine heftige Prügelei auf dem Schulhof,
oft aber auch nur der Nachbarschafts-
streit um herüberhängende Äste eines
Obstbaums – sehr breit ist das Spek-
trum von Fällen, mit denen sich der
Verein „Konfliktschlichtung e.V.“ im
Oldenburger Bahnhofsviertel täglich
auseinandersetzt. Der Täter-Opfer-
Ausgleich, den die Einrichtung anbie-
tet, will zwischen den Konfliktparteien
vermitteln, eine unbürokratische Be-
wältigung und Wiedergutmachung der
Tat ermöglichen und wendet damit
manches Mal auch ein Gerichtsver-
fahren ab.
Ana Kea König (Foto), Bachelor-Stu-
dentin der Pädagogik, war während
des vergangenen Semesters mehrfach
dabei, wenn die drei festangestellten
MediatorInnen der Konfliktschlichtung
Täter und Opfer an einen Tisch brach-
ten. „Wenn die Konfliktparteien mit
meiner Teilnahme
einverstanden wa-
ren, durfte ich in
den Gespr ächen
auch selbst Fragen
stel len“, sagt die
22-Jährige. „Dabei
habe ich viel über
er folgreiche Ge-
sprächsführung gelernt – vor allem,
dass man sich als Mediator im Zweifels-
fall zurücknehmen sollte, auch Tätern
gegenüber.“
Das Modul „Service Learning“
ist ein Gemeinschaftsprojekt der
Universität Oldenburg mit der
städtischen Agentur :ehrensache
und der Oldenburgischen Bürger-
stiftung. Projektleiter am Institut
für Pädagogik ist Prof. Dr. Karsten
Speck. Das Modul steht Studieren-
den aller Fachrichtungen offen.
Für die Teilnahme werden sechs
Kreditpunkte angerechnet.
Neben dem Einsatz in gemein-
nützigen Einrichtungen umfasst
das Modul ein wissenschaftliches
Begleitprogramm. Darin geht es
u.a. um die gesellschaftliche Be-
deutung von Ehrenamt und Ser-
vice Learning, die Reflexion der
eigenen Rolle in der jeweiligen
Institution und das Vertiefen der
Kompetenzen, die im Ehrenamt
erworben wurden.
40 Stunden arbeitete König im Rahmen
des Moduls „Service Learning“ für
die Konfliktschlichtung, vor allem in
der Verwaltung. „Das war durchaus
eine verantwortliche Tätigkeit“, sagt
sie. „Die neuen Fälle, die die Staatsan-
waltschaft an die Konfliktschlichtung
weitergegeben hat, sind direkt bei mir
auf dem Tisch gelandet.“ Außerdem
habe sie die Korrespondenz mit Tätern
und Opfern übernommen und die Fall-
statistik geführt, die für die weitere För-
derung des Vereins wichtig sei. „Ganz
toll fand ich, welches Vertrauen mir die
Mitarbeiter der Konfliktschlichtung ent-
gegengebracht haben“, resümiert König
ihre Tätigkeit.
Von großem Vertrauen in seine Mitar-
beit kann auch Benjamin Kreß (Foto)
berichten. Nach einem Semester ehren-
amtlicher Tätigkeit für den Oldenburger
Verschenkmarkt ist er kürzlich in die
lokale Agendagruppe gewählt worden,
die den Markt auf dem Maco-Möbel-
Gelände an der Rheinstraße betreibt. Es
ist vor allem ein Nachhaltigkeitsprojekt,
das dem gedankenlosen Wegwerfen
noch funktionstüchtiger Dinge entge-
genwirken soll. Einmal in der Woche
beteiligt sich Kreß an allen Arbeiten,
die auf dem Verschenkmarkt anfallen:
Vorhandene Waren vorsortieren, neue
Waren annehmen und einsortieren, die
Besucher des Markts beraten, am Ende
wieder aufräumen.
Geliefert und wieder mitgenommen wer-
den Bücher, Kleidungsstücke, Elektro-
geräte, Spielzeug und vieles mehr. Wer
kommt, darf höchstens fünf Gegenstän-
de kostenlos mitnehmen – was leider
nicht immer beach-
tet wird: „Manche
Kunden des Markts
kommen mit groß-
en Taschen, machen
die einmal auf und
laden sich da alles
Mögliche hinein“,
sagt Kreß. „In sol-
chen Situationen mit Fingerspitzenge-
fühl, aber auch bestimmt darauf hin-
weisen zu können, dass das nicht geht,
ist eine wichtige Kompetenz“, ist sich
der 23-jährige Pädagogikstudent sicher.
Erfreuliche Erlebnisse hätten aber bis-
her bei seiner ehrenamtlichen Tätigkeit
überwogen. „Eine Schlüsselszene war,
als eine Familie mit einem sehr lebhaften
kleinen Kind in den Verschenkmarkt
kam“, erzählt er. „Erst war das Kind
über die eigenen Sachen, die weggege-
ben werden sollten, untröstlich, aber als
es dann einen Teddybären sah, den es
mitnehmen durfte, war die Welt wieder
in Ordnung. Da dachte ich mir: Deshalb
bist du hier.“ (mb)
www.paedagogik.uni-oldenburg.de/
fgmethoden/51227.html
Vom türkischen Kunsthandwerk ...
…über Trommelkonzerte bis hin zu
Capoeira, Soul- und Blasmusik reichte
das Programm des 14. Internationalen
Sommerfests, das im Juni auf dem
Campus Haarentor stattfand. Studie-
rende, unter anderem aus Georgien,
Frankreich, Syrien, der Türkei und
den Niederlanden, präsentierten mit
bunten Ständen ihre Länder und bo-
ten den zahlreichen BesucherInnen
exotische Speisen an. Eine Jury um
Universitätspräsidentin Prof. Dr. Ba-
bette Simon und Ehrenmitglied Helga
Wilhelmer, ehemalige Dezernentin der
Universität, prämierte die kreativsten
Stände. Der erste Platz ging an Studi-
rende aus Mexiko. Platz zwei belegte
Kenia. Anschließend wurde bei gutem
Wetter bis spät in den Abend gefeiert
und getanzt. Veranstalter des Interna-
tionalen Sommerfests ist das Interna-
tional Student Office (ISO) gemein-
sam mit vielen Hochschulgruppen.
Foto: Markus Hibbeler
Wenn der Lack ab ist: Beim Oldenburger Verschenkmarkt geht auch Spielzeug über den Tisch. Mitnehmen darf man fünf Dinge, berichtet
Benjamin Kreß.
Foto: photocase
Summer School
E
ine Geschäftsidee ist da – doch wie
sie erfolgreich vorantreiben? Bera-
tung für Gründungsinteressierte aus den
Hochschulen im Nordwesten bietet die
Entrepreneurship Summer School Plus.
Junge GründerInnen können hier an ih-
rer Geschäftsidee arbeiten. ExpertInnen
stellen ihr Gründungs-Know-how vor,
in Vorträgen und bei Kaminabenden.
Die Summer School bietet viel Raum
für Austausch und Networking. Inte-
ressierte können am Ende der Veran-
staltung ihre Geschäftsidee „pitchen“.
Und somit ihre Präsentation von einer
fachkundigen Jury prüfen lassen.
Die Entrepreneurship Summer School
Plus ist die Premium-Veranstaltung
des Gründungs- und Innovationszen-
trums (GIZ) der Universität Olden-
burg und der Wirtschaftlichen Verei-
nigung Oldenburg – DER KLEINE
KREIS e.V. Weitere Informationen und
das Online-Anmeldeformular unter:
www.entrepreneurshipsummerschool.de
Wann: 6. bis 9. September
Smart Grids
S
ie wollen gemeinsam Forschung
und Entwicklung im Bereich Smart
Grids stärken: Das vereinbarten das
OFFIS-Institut und das schottische Eu-
ropean Green Energy Centre (SEGEC)
im Juni während einer Delegationsreise
des Niedersächsischen Ministerpräsi-
denten David McAllister in Schottland.
Die Zusammenarbeit soll Infrastruktur-
projekte in Europa vorantreiben – die
nicht nur einen ökonomischen Mehr-
wert brächten sondern gleichzeitig der
CO
2
-Vermeidung dienten, so OFFIS-
Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. Wolf-
gang Nebel. Smart Grid – und damit
das Zusammenwachsen der Kommu-
nikationstechnologie und des Energie-
sektors – sei dabei eines der wichtigsten
Anwendungsfelder.