Presse & Kommunikation

Einblicke Nr. 23 Fr�hjahr 1996

Erfolg vor dem Sturm

Wir sind so stolz darauf, da� wir alle an einem Strang ziehen, merken aber nicht, da� der Strang um unseren Hals liegt", bemerkte der Chemiker Siegfried Pohl in der Januar-Sitzung der Senats der Universit�t Oldenburg, als es wieder einmal darum ging, in einem Konsensverfahren die von der Landesregierung auferlegten Einsparungen auf die einzelnen Bereiche in der Universit�t umzulegen. Pohls drastisches Bild ist keineswegs �bertrieben, zumal, wie es scheint, die Sparwellen der vergangenen zwei Jahre nur den Beginn eines gro�en Sturms anzeigen. Die Regierung verhei�t gar einen Orkan. Nach jetziger Beschlu�lage soll das Wissenschaftsministerium 450 Millionen Mark von seinem Vier-Milliarden-Etat ab 1997 streichen. Niemand mag diese Zahlen so recht ernstnehmen, doch wenn letztlich auch nur ein Viertel davon bleibt, kann nicht mehr nach dem Motto verfahren werden: "�berall ein bi�chen weniger." Schlie�ung von ganzen Hochschulstandorten in Niedersachsen, zumindest aber von Fachbereichen und F�chern, w�ren die Folgen.

In solchen Momenten besteht leicht die Gefahr, da� Erfolge unter den dunklen Wolken des heranziehenden Unwetters verschwinden. Auch in Oldenburg ist das so. Vielen ist bis heute nicht bewu�t, da� die Universit�t das erfolgreichste Jahr ihrer jungen Geschichte hinter sich gebracht hat. 1995 fuhr sie die Ernte planvoller Arbeit vergangener Jahre ein - wohl gerade noch rechtzeitig:

  • Der Wissenschaftsrat gab den Weg frei f�r das neue H�rsaalzentrum;

  • Niedersachsen und Bremen einigten darauf, das Hanse-Wissenschaftszentrum in Delmenhorst zu bauen;

  • das f�r 150 Mitarbeiter ausgerichtete Geb�ude f�r das Informatik-Institut OFFIS wurde fertiggestellt;

  • das Wissenschaftsministerium genehmigte Philosophie und J�dische Studien als eigenst�ndige Studieng�nge.

Doch damit nicht genug. Ende des Jahres erhielt die Universit�t zusammen mit der Universit�t Bremen durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft einen Sonderforschungsbereich "Neurokognition" zugesprochen. F�r die in diesem Gro�projekt arbeitenden Biologen, Physiker und Psychologen bedeutet das eine mindestens sechs Jahre lange finanzielle F�rderung ihrer Forschung durch die DFG.

In dem Sturm, der die Hochschullandschaft in den letzten Jahren dieses Jahrtausends heimsuchen und sie ganz zweifellos tiefgreifend ver�ndern wird, sind diese Erfolge wichtige St�tzpfeiler, um das Haus der Universit�t Oldenburg in seiner jetzigen Gr��enordnung zu erhalten bzw. Voraussetzungen f�r den Ausbau zu schaffen. Letzteres scheint angesichts der Finanzlage der �ffentlichen Hand zwar illusorisch. Doch die Landesregierung steht nach wie vor im Wort, einen Fachbereich Ingenieurwissenschaft an der Universit�t einzurichten. Diese Investition, darin sind sich Hochschule, Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften einig, braucht die �konomisch schwache Region als wichtigste Infrastrukturma�nahme der kommenden Zeit.

Ihr

Gerhard Harms