UNI-INFO
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41. Jrg. 2/14
D
ie Preisträger des 13. Carl von Os-
sietzky-Kompositionspreises der
Universität Oldenburg stehen fest. Der
Preis war für Kompositionen für Bläse-
rensembles ausgeschrieben. Der fünfköp-
figen Jury unter Leitung der Oldenbur-
ger Komponistin und Hochschullehrerin
Prof. Violeta Dinescu lagen 55Werke aus
14 Ländern vor.
Der japanische Komponist Takahi-
ro Sakuma erhält den ersten Preis für
seine Komposition „Shining Paraná“.
Der Preis ist mit 1.000 Euro dotiert.
Der zweite Preis und 800 Euro gehen
an Dominik Dieterle aus Mannheim
für seine Komposition „MA“. Veronika
Àgnes Fánscik (Budapest/Berlin) und
Jona Kümper (Bochum) teilen sich den
dritten Platz und erhalten jeweils 250
Euro. Fánscik hat mit der Komposition
„Cinemaniera“ am Wettbewerb teilge-
nommen. Kümper wird für sein Werk
„Listen To The Music Playing In Your
Head“ ausgezeichnet.
Den Nachwuchsförderpreis und 300
Euro erhält Hans-Henning Ginzel aus
München für seine Kompositionen
„2hoch2“, „Dos Àngulos de San Se-
bastian“ und „Atemlos“. Außerdem
nahm die Jury zwölf Werke in das
Japanischer Komponist ausgezeichnet
Takahiro Sakuma erhält Carl von Ossietzky-Kompositionspreis
Repertoire des Carl von Ossietzky-
Kompositionswettbewerbs auf und
würdigte zwölf weitere Werke mit
einer Auszeichnung.
Die Preisverleihung findet im Juni an
der Universität Oldenburg statt. Dabei
werden Kompositionen der Preisträger-
Innen aufgeführt. Die Universität ver-
leiht den Ossietzky-Kompositionspreis
jährlich zum Gedenken an ihren Na-
mensgeber. Im kommenden Jahr wird
der Kompositionswettbewerb für Kla-
vier ausgeschrieben. (tk)
Wann: Sonntag, 15. Juni, 15.00 Uhr
Wo: Aula, A11, Campus Haarentor
P
illen, Mörser, Waa-
gen und heilkund-
liche Schriften – ne-
ben Exponaten wie
diesen findet sich im
Deutschen Apotheken-
Museum in Heidelberg
ein etwa 300 Jahre altes
Arzneigefäß: ein roter
Albarello mit der Be-
schriftung „MUMIA“.
Der Name eines Heil-
mittels, gewonnen
au s äg y p t i s chen
Mu m i e n . Wa s
aber befindet sich
wirklich in dem
Gef ä ß? Er-
lauben die
Pulverreste
einen Rückschluss auf den Inhalt? Die
Oldenburger Geochemikerin Dr. Bar-
bara Scholz-Böttcher ist dieser Frage
nachgegangen, hat den Inhalt akri-
bisch analysiert und die Ergebnisse
gemeinsam mit zwei Kollegen in der
Dezemberausgabe des Wissenschafts-
magazins „Organic Geochemistry“
veröffentlicht. Der Titel des Beitrags:
„An 18th century medication ‚Mumia
vera aegyptica’ – Fake or authentic?“
(„Ein Medikament des 18. Jahrhunderts
– ‚Mumia vera aegyptica‘ – Gefälscht
oder echt?“)
Scholz-Böttcher und Prof. Dr. Jürgen
Rullkötter vom Institut für Chemie und
Biologie des Meeres sowie Dr. Arie
Nissenbaum vom Weizmann-Institut
in Rehovot, Israel, haben zur Analyse
des asphaltartigen Pulvers ein doppeltes
Verfahren gewählt: Zunächst trennten
sie seine visuell unterscheidbaren Be-
standteile unter dem Mikroskop
und unterzogen
dann die
Sub-
stanzge-
m i s c h e ,
d i e s i c h
beim Erhit-
zen der Teil-
proben unter
Luftausschluss
bildeten, einer
ch em i s ch e n
Analyse. „Auf
d i e s e We i -
se haben wir
überzeugende
Hinweise da-
für gefunden,
dass das Pul-
ver tatsächlich
von einer alten
ägyptischen Mu-
mie stammt“, so
Scholz-Böttcher.
Das Interesse an
dem ungewöhn-
l ichen Unt e r su-
chungsgegenstand ist
aus einer mittlerweile
25-jährigen Koopera-
tion mit Nissenbaum
erwachsen. Ende der
1980er Jahre wiesen
Rullkötter und er mit
geochemischen Metho-
den nach, dass die Ägypter
Erdölasphalt aus dem Gebiet
des Toten Meeres zur Einbalsamierung
ihrer Pharaonen eingesetzt hatten. Eine
Tatsache, die Historiker bis dahin aus-
geschlossen hatten.
Mumia ist die arabische Bezeichnung
für natürlichen Asphalt und Bitumen.
Bereits der Papyrus Ebers, die älteste
und umfassendste medizinische Ab-
handlung aus dem Ägypten des 16. vor-
christlichen Jahrhunderts, sprach ihr
eine Reihe von Heilwirkungen zu: bei
Darmparasiten, Haarausfall und gy-
näkologischen Problemen. Als Arznei
hat Mumia nicht nur in der arabischen,
sondern auch in der abendländischen
Medizin eine lange Tradition. Seit dem
12. Jahrhundert ist neben Asphalt und
Bitumen auch die Verwendung ägyp-
tischer Mumien zu ihrer Herstellung
belegt, mit denen bald ein lukrativer
Handel zwischen Ägypten und dem
Abendland in Gang kam.
Mumia galt als Wundermittel gegen alle
möglichen Krankheiten. Die heilende
Wirkung des Asphalts, den die alten
Ägypter zur Mumifizierung einsetzten,
verband sich mit dem Glauben an die
Heilkraft der gut erhaltenen konser-
vierten Körper und kurbelte die Ge-
schäfte weiter an. Bald schon konnten
die Händler die Nachfrage nur noch
schleppend bedienen, zunehmend ge-
langten Fälschungen auf den Markt.
Mumia stand nun für verschiedenste
Arten konservierter Körper, die als
Heilmittel in die Regale der Apothe-
ken kamen: Körpergewebe von Tier-
kadavern, getrocknete Körper von Ge-
hängten, Leichen von Sklaven oder in
der Wüste verdurstete Reisende. Um
die Originale von den Fälschungen zu
unterscheiden, kam im 17. Jahrhundert
die Bezeichnung „Mumia vera aegyp-
tica“ auf. Sie sollte die Authentizität
der Droge verbürgen, die bis ins 20.
Jahrhundert gehandelt wurde.
„Bei der Untersuchung der kleinen
Restmenge aus dem Heidelberger Mu-
mia-Gefäß wollten wir mit modern-
sten analytischen Methoden erhellen,
ob es sich um Mumia vera aegyptica
mit Spuren pulverisierter Mumien, um
eine Fälschung oder einfach um Staub
handelt“, erläutert Scholz-Böttcher.
Die von den WissenschaftlerInnen in
einer Reihe von Proben gewonnenen
mikroskopischen und chemischen
Informationen verweisen mit hoher
Wahrscheinlichkeit auf Substanzen und
Verfahren, die im Alten Ägypten zur
Einbalsamierung und Mumifizierung
dienten. Einige der isolierten Fasern
bestehen aus Cellulose. Sie stammen
vermutlich von Leinenbandagen oder
-füllungen. Andere, mit Harz getränkte
Nadelholzfasern, können nach Ansicht
der WissenschaftlerInnen von einem
Sarkophag stammen. In einer Teil-
probe konnten sie zudem Zedernöl,
Pistazienharz und Bienenwachs nach-
weisen – alles typische Ingredienzien
für die Einbalsamierung. Auch fanden
sie mit Bienenwachs gemischtes Fett,
das dem menschlichen Hauttalg äh-
nelt und wahrscheinlich Leichenwachs
darstellt. In einer weiteren Teilprobe
fanden sie mumifizierte Haut, die mit
Pflanzenöl getränkt und teilweise mit
Einbalsamierungsmaterial bedeckt war.
Das feine schwarze Pulver, das nach
der Entfernung der Partikel unter dem
Mikroskop übrig blieb, identifizierten
sie aufgrund charakteristischer mole-
kularer Fossilien als Asphalt, der aus
dem Toten Meer stammt. „Bei dem
Pulver des Albarellos aus dem Hei-
delberger Museum handelt es sich mit
an Sicherheit grenzender Wahrschein-
lichkeit um Mumia vera aegyptica“, so
das Resümee der Wissenschaftlerin.
Die Einnahme der Arznei bedeutete
letztlich eine Art von medizinischem
Kannibalismus. (mr)
Pulverspur einer
ägyptischen Mumie
Oldenburger Geochemiker untersuchen historisches Arzneimittel
300 Jahre altes Gefäß mit rät-
selhaftem Inhalt: Albarello im
Deutschen Apotheken-Museum.