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UNI-INFO
40. Jrg. 3/13
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UNI-INFO erscheint in der
Vorlesungszeit monatlich.
Redaktionsschluss: 15. des Vormonats.
Mit Namen gekennzeichnete Artikel
geben nicht unbedingt die Meinung
der Redaktion, sondern die persönliche
Meinung der VerfasserInnen wieder.
Jobmesse als
Besuchermagnet
Z
ukunftsenergien nordwest“ bleibt
die größte Job- und Bildungsmesse
Deutschlands im Bereich der erneuer-
baren Energien. 4.500 BesucherInnen
informierten sich Anfang März im Bre-
mer Messe-Centrum bei 79 Ausstellern
über Berufs- und Zukunftsperspek-
tiven. Zusätzlich konnten sie an den
Jobwänden und Messeständen aus mehr
als 400 Stellenangeboten auswählen.
Der Publizist und Pionier der erneu-
erbaren Energien, Dr. Franz Alt, hielt
den Hauptvortrag „Auf der Sonnensei-
te – warum uns die Energiewende zu
Gewinnern macht“. „zukunftsenergien
nordwest“ wird von der Universität
Oldenburg und ForWind, dem Zentrum
für Windenergieforschung veranstal-
tet. Hauptsponsoren waren in diesem
Jahr die Bremer Landesbank und die
ENERCON GmbH. Im kommenden
Jahr findet die Messe am 21. und 22.
März in Oldenburg statt.
Wissensstandort stärken
Reto Weiler erneut zum HWK-Rektor gewählt
D
er Stiftungsrat des Hanse-Wis-
senschaftskollegs Delmenhorst
(HWK) hat Anfang März Prof. Dr.
Reto Weiler einstimmig für weitere
fünf Jahre zum Stiftungsvorstand und
Rektor des HWK gewählt. Es sei ein
wichtiges Ziel, die Universitäten Ol-
denburg und Bremen noch stärker bei
der Internationalisierung und ihrer
Schwerpunktbildung zu unterstützen
und damit die Attraktivität des Wis-
sensstandorts Nordwest auszubauen,
kündigte Weiler nach seiner Wieder-
wahl an. „Wir sind in den vergangenen
fünf Jahren dem Ziel deutlich näher
gekommen, ein international wahr-
genommenes und gleichzeitig in der
Region verankertes Institute for Ad-
vanced Study zu sein“, sagte Weiler.
Die Zahl der HWK-Fellowships und
Tagungen habe in den vergangenen
Jahren deutlich zugenommen. Auch
neue, verstärkt interdisziplinär aus-
gerichtete Themensetzungen und
innovative Veranstaltungsformate,
die dem Ruf eines international aus-
gerichteten Institute for Advanced
Study angemessen seien, trügen zur
weltweiten Anerkennung des Kollegs
bei, so Weiler. Eine Entwicklung, die
der Wissenschaftsrat jüngst würdigte
und die durch die Aufnahme in das eu-
ropäische Netzwerk NetIAS (Network
of European Institutes for Advanced
Study) bestätigt wurde.
Weiler ist seit 2008 Rektor des HWK.
Seine neue Amtszeit beginnt am 1.
September 2013.
CHE-Auswertung:
Physik ist spitze
D
as Fach Physik an der Universität
Oldenburg ist hervorragend inter-
national aufgestellt, drittmittelstark, es
bietet sehr gute Studienbedingungen:
Das bescheinigt das Centrum für Hoch-
schulentwicklung (CHE) dem Fach
in der Sonderauswertung „Vielfältige
Exzellenz 2012“.
Der Auswertung liegen Daten zugrun-
de, die das CHE für die mathematisch-
naturwissenschaftlichen Fächer im
Hochschulranking 2012 bei den Uni-
versitäten und Fachhochschulen erho-
ben hat. Verschiedene Indikatoren hat
das CHE neu gebündelt, um Aussagen
in den Dimensionen „Forschung“, „In-
ternationalität“, „Anwendungsbezug“
und „Studierendenorientierung“ treffen
zu können.
83 Universitäten wurden dabei berück-
sichtigt. Fazit: Die Oldenburger Physik
gehört bundesweit zur Spitzengruppe.
In der Dimension „Anwendungsbe-
zug“ belegt sie den achten Platz. In den
Dimensionen „Internationalität“ und
„Studierendenorientierung“ landet die
Physik unter den besten zwölf Univer-
sitäten. Bei den eingeworbenen Dritt-
mitteln pro WissenschaftlerIn belegt
sie den vierten Rang – nur übertroffen
von den Universitäten Konstanz, Jena
und Hamburg. Bei den Drittmitteln pro
WissenschaftlerIn, die aus der privaten
Wirtschaft kommen, ist die Physik in
Oldenburg sogar Spitzenreiter. Gut für
die Studierenden: auch bezüglich Be-
treuung und Studierbarkeit liegt Olden-
burg in der Spitzengruppe.
„Das sind hervorragende Ergebnisse,
die uns in der Physik und der gesamten
Fakultät in unserem eingeschlagenen
Kurs bestätigen“, sagt Prof. Dr. Mar-
tin Holthaus, Physiker und Prodekan
der Fakultät V Mathematik und Na-
turwissenschaften. Das Institut für
Physik werde derzeit zukunftsweisend
entwickelt. „Das wird nicht nur an
einem Großprojekt wie dem turbu-
lenten Windkanal deutlich, der auf dem
Campus Wechloy gebaut werden wird,
sondern auch an der Einrichtung des
Graduiertenkollegs ‚Models of Gravity‘
und dem forcierten Ausbau der Nano-
Energieforschung“, so Holthaus. Damit
werde Oldenburg in zunehmendem
Maße zu einer ersten Adresse für Stu-
dierende, die eine erstklassige Ausbil-
dung in einem zwar nicht einfachen,
aber spannenden und zukunftsrele-
vanten Fach suchten.
G
laube und Bildung” heißt das Buch
von Reinhard Kardinal Marx, Erzbi-
schof von München und Freising, und
dem Oldenburger Erziehungswissen-
schaftler Prof. Dr. Klaus Zierer, das im
April erscheint. Daraus bringen wir
vorab einen Beitrag – in dem Zierer
das sich wandelnde Hochschulsystem
beleuchtet.
Rückblickend erscheinen die Worte des
Altbundespräsidenten Roman Herzog
aus dem Jahr 1997 visionär: „Setzen
wir neue Kräfte frei, indem wir büro-
kratische Fesseln sprengen“, betonte er
am Ende seiner Rede auf dem Berliner
Bildungsforum, und er schloss mit den
Worten: „Entlassen wir unser Bildungs-
system in die Freiheit.“ (…)
Inzwischen haben sich die Rahmen-
bedingungen in allen Bereichen des
Bildungssystems verändert (…). Her-
vorzuheben sind in diesem Zusam-
menhang Hochschulen und Universi-
täten, die einen tiefgreifenden Wandel
vollziehen mussten und noch immer
müssen. Grund hierfür ist nicht zuletzt
der Bologna-Prozess und sich daran
anschließende Reformen. Hochschulen
und Universitäten sollen demzufolge
marktwirtschaftlich organisiert werden
und zu Unternehmen heranwachsen:
Kommerzialisierung, Privatisierung,
Profilierung und Globalisierung sind
zentrale Herausforderungen in diesem
Zusammenhang. Das Hochschulsystem
wird zum Markt und der Wettbewerb
zum Regler. (…)
Aktuelle Entwicklungen zeigen jedoch,
dass dieses Marktmodell nicht ohne
Weiteres mit dem Wissenschaftsmo-
dell in Einklang zu bringen ist. So ist
beispielsweise nach wie vor unklar, wie
die Rolle des Staates in diesem Prozess
zu sehen ist. Beschränkt er sich im Sinn
eines Dienstherren auf seine Aufsichts-
und Kontrollfunktion oder versucht er
marktstrategisch einzugreifen? Ebenso
sieht sich die Freiheit in Forschung und
Lehre, wie sie Wilhelm von Humboldt
propagierte, immer mehr zurückge-
drängt.
Beim Bemühen, möglichst viele Dritt-
mittel einzuwerben, muss man sich
als Wissenschaftler an den Regeln des
Marktes und nicht an den Regeln des
Faches orientieren. In gleicher Weise re-
gulieren Bachelor-Master-Studiengänge
die Lehre in Form inhaltlicher und orga-
nisatorischer Vorgaben. Es liegt auf der
Hand, dass angesichts dieser Entwick-
lungen kritische Stimmen laut werden
und die Idee einer Wissenschaftsfreiheit
in Gefahr sehen: Sind Hochschulen und
Universitäten heute unfreier denn je?
Damit wird die Idee des Marktes selbst
infrage gestellt, wie es am Beispiel
der Exzellenzinitiative von Bund und
Ländern deutlich wird. Wurde diese
mit dem Ziel ins Leben gerufen, den
Wettbewerb um die besten Standorte
und somit um die besten Köpfe und
Ideen zu forcieren und anhand eines
unmissverständlichen Leistungsprin-
zips entsprechende Ressourcen zu ver-
geben, läuft sie Gefahr, den Wettbewerb
selbst ad absurdum zu führen. Denn
es besteht keine Chancengleichheit in
diesem Kontext, sondern die Exzellenz-
initiative bedient bereits bestehende
Ungleichheiten und dadurch einen Mo-
nopolmechanismus. Dieser zeigt sich
darin, dass die, die schon viel haben,
noch mehr bekommen, und die, die
wenig haben, noch weniger erhalten.
Robert K. Merton hat dieses Phänomen
als Matthäus-Effekt beschrieben. Kurz
gesagt: Der Plan, den Wissenschafts-
betrieb in einen Markt zu überführen,
scheitert am Marktmodell selbst.
Darüber hinaus besitzt dieser Markt
keinen Preismechanismus, sondern nur
ein Kennziffernsystem, das Standards
setzt. Diese sind in erster Linie die
Höhe bestimmter Drittmittel sowie die
Anzahl von Peer-Review-Beiträgen in
Zeitschriften mit angesehenem Impact-
Faktor. (…)
Es entsteht eine Herrschaft der Zah-
len, eine Numerokratie, die die Macht
besitzt, zu selbst erfüllenden Prophe-
zeiungen zu werden: Wer bestimmte
„Sind Hochschulen unfreier denn je?”
Forschung in kleinen Portionen: wie sich Rahmenbedingungen für Wissenschaft ändern / Von Klaus Zierer
Drittmittel einwerben will, muss sich
an die entsprechenden Vorgaben halten
und seine Anträge daraufhin ausrichten.
Wer viele Aufsätze in den so genannten
A-Journals unterbringen möchte, muss
seine Forschung in möglichst kleinen
Portionen in englischer Sprache publi-
zieren und am besten die Finger von
einer Monographie lassen. „Gaming the
system“ wird diese Strategie von James
Rieley genannt. (…)
Es liegt auf der Hand, dass Lehramtsstudi-
engänge in besonderer Art undWeise von
den skizzierten Entwicklungen betroffen
sind: Sie ermöglichten eine Vielzahl von
Fächerkombinationen und wurden durch
ein Staatsexamen abgeschlossen. Mit
dem Bologna-Prozess werden sie nun
auf kompetenzorientierte, konsekutive
und polyvalente Bachelor-Master-Studi-
engänge umgestellt, was allein schon aus
organisatorischer Sicht Schwierigkeiten
mit sich bringt, weil nahezu jedes Bun-
desland eigene Wege geht. (…)
Zudem wird seit dieser Umstellung
verstärkt das Verhältnis von Theo-
rie und Praxis in der Lehrerbildung
diskutiert und von Berufsfeldbezug
gesprochen. Kerngedanke ist hier,
dass angehende Lehrkräfte so früh
wie möglich das an der Universität
Gelernte in einem Berufsfeld, in der
Regel in Schulen, anwenden sollen –
was für Kritiker gleichzeitig ein Ver-
lust an Wissenschaftlichkeit bedeutet
und daran anschließend die Frage nach
dem Ort der Lehrerbildung gestellt
wird. Insofern stehen Art und Anzahl
von Praktika zur Disposition, ebenso
wie Inhalte und Dauer des Studiums.
Beides ist in unmittelbarem Zusam-
menhang zur so genannten zweiten
Phase zu sehen.
Hinzukommen universitäre Bemü-
hungen, durch Eignungstests früh-
zeitig nur diejenigen Personen für ein
Lehramt zu gewinnen, die den damit
verbundenen Anforderungen gewachsen
erscheinen. Ob damit der Forderung
eines lebenslangen Lernens, wie sie
ebenfalls für den Lehrberuf erhoben
wird, entsprochen werden kann, darf
– auch angesichts der Komplexität des
Menschen – bezweifelt werden.
Der Beitrag ist die gekürzte Einleitung zum
Kapitel „Universität und Lehrerbildung” in
dem Buch „Glaube und Bildung: Ein Dialog
zwischen Theologie und Erziehungswis-
senschaft” von Reinhard Marx und Klaus
Zierer. Das Buch erscheint im Verlag Fer-
dinand Schöningh. ISBN-10: 3506773593,
ISBN-13: 978-3506773593, Broschiert: 200
Seiten, 19,90 Euro.
Im Dialog zwischen Theologie und Erziehungswissenschaft: Reinhard Kardinal Marx und Klaus Zierer
Foto: Verlag Ferdinand Schöningh
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