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UNI-INFO
40. Jrg. 6/13
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ie Fakultät für Medizin und Ge-
sundheitswissenschaften der
Universität Oldenburg hat zwei
neue Dekane: Künftig werden der
Mediziner Prof. Dr. Erik Harms, bis
2008 Direktor der Universitäts-Kin-
derklinik Münster, und der ehema-
lige Staatssekretär im Niedersäch-
sischen Wissenschaftsministerium,
Dr. Josef Lange, gemeinsam die Fa-
kultät leiten. Ein Interviewmit Harms
und Lange über ihre Aufgaben und
Visionen.
UNI-INFO: Herr Harms, Herr Lange,
Sie treten als Doppelspitze auf. Wie
sind Ihre Aufgabenfelder untereinan-
der aufgeteilt?
HARMS: Die Herausforderungen
sind mehr als tagesfüllend. Wir stim-
men uns in unseren Aktivitäten ab.
Dabei liegen unsere Schwerpunkte
entsprechend unseren unterschied-
lichen beruflichen Erfahrungen bei
mir eher im wissenschaftlich-akade-
mischen Bereich …
LANGE: … und bei mir eher im
Bereich des Wissenschaftsmanage-
ments .
UNI-INFO: Worauf bauen Sie auf?
HARMS: Der Gründungsdekan,
Professor Hahn, hat zusammen mit
dem Team des Dekanats, allen en-
gagierten Naturwissenschaftlern der
Universität und den Klinikern der
beteiligten Krankenhäuser eine ein-
drucksvolle Aufbauarbeit geleistet.
Diese Ansätze zu stabilisieren und
zukunftsfähig zu gestalten – das ist
nun unsere Aufgabe.
LANGE: Und sie ist zeitlich dringlich
und kann nicht aufgeschoben wer-
den, bis eine hauptberufliche Dekanin
oder ein hauptberuflicher Dekan die
Tätigkeit in Oldenburg aufgenommen
hat. Insofern ist unser Engagement
ein zeitlich befristetes im Interesse
der European Medical School und der
in Oldenburg und Groningen bereits
immatrikulierten und der kommen-
den Studierenden der Medizin.
UNI-INFO: Was sind die nächsten
großen Meilensteine bei der Etablie-
rung der Oldenburger Hochschul-
medizin?
HARMS: Das ist vorrangig die Be-
setzung der neu geschaffenen Pro-
fessuren, sowohl der theoretischen
als auch der vorklinischen Medizin.
Dabei geht es um alle Phasen der
Berufungsverfahren – von den aus-
zuarbeitenden inhaltlichen Schwer-
punkten in Lehre und Forschung,
über die Ausschreibungs- und Aus-
wahlverfahren für die Berufungs-
vorschläge bis zur Gewinnung der
Berufenen, wobei die Verfahren in
enger Kooperation mit Groningen
durchgeführt werden. Dies alles geht
nur mit Unterstützung von außen. Die
ja großzügig nicht nur aus Groningen
und der Hochschulmedizin in Han-
nover und Göttingen gewährt wird,
sondern auch bundesweit.
LANGE: Genauso bedeutend ist
die Einbindung der klinischen Fä-
cher in Oldenburg in die Lehre. Es
gilt, die Auswahl und Aufnahme
des zweiten Jahrgangs der Studie-
renden reibungslos zu organisieren
und die unterschiedlichen Module
im Modellstudiengang zu sichern.
Hier müssen wir bereits jetzt den
vielen Lehrbeauftragten und den mit
der Vertretung von Professuren Be-
auftragten danken. Denn sie haben
das erste Studienjahr getragen, ohne
sie wäre die EMS nicht so weit ge-
kommen. Die Promotionsordnungen
und die Berufungsverfahren für die
klinischen Professuren – entspre-
chend der Empfehlungen des Wis-
senschaftsrats – sind weitere Themen,
die keinen Aufschub dulden.
UNI-INFO: Ihre Vision: Wo wird
die Oldenburger Hochschulmedizin
in zehn Jahren stehen?
LANGE: Über Visionen zu spre-
chen bei einem zeitlich begrenzten
Engagement, das ist schwierig. Wir
werden aber unser Bestes tun, damit
die Oldenburger Hochschulmedizin
2019 positiv vom Wissenschafts-
rat evaluiert werden wird. Und wir
werden das uns Mögliche tun, dass
die beiden Forschungsschwerpunkte
Neurosensorik und Versorgungsfor-
schung gemeinsam in zehn Jahren das
nationale und internationale Ansehen
erreichen, über das die Hörforschung
bereits jetzt verfügt.
HARMS: Ich hoffe, dass dann in
Deutschland und Europa mit Hoch-
achtung von der grenzüberschreiten-
den Medizinerausbildung im Nord-
westen Niedersachsens und den nord-
östlichen Regionen der Niederlande
gesprochen wird. Und dass die grenzü-
berschreitende Versorgungsforschung
in und um Groningen und Oldenburg
beispielhaft in der EU wirkt. Kurz-
um: Wir hoffen, dass die Oldenburger
Hochschulmedizin als ein integraler
Bestandteil der Universität, der Stadt
– hier vor allem in der zukunftsorien-
tierten Krankenversorgung – und der
Region verankert sein wird.
Interview: Matthias Echterhagen
„Es geht nur
mit Unterstützung“
J
örg Waskönig, Vorsitzender des Ar-
beitgeberverbands Oldenburg und
Geschäftsführender Gesellschafter
der Waskönig+Walter GmbH und Co.
KG, ist Vorsitzender des neuen Hoch-
schulrats. Zu seiner Stellvertreterin
wurde Prof. Dr. Sigrid Metz-Göckel
vom Zentrum für HochschulBildung
der Technischen Universität Dortmund
gewählt. Die konstituierende Sitzung
des Hochschulrats fand Ende Juni statt.
Waskönig übernimmt die Nachfolge
von Dr. Werner Brinker, Vorstands-
vorsitzender der EWE AG, der dem
Hochschulrat zwei Amtszeiten vor-
stand. Neu in diesem ehrenamtlichen
Gremium sind neben Waskönig der
Generalintendant des Oldenburgischen
Staatstheaters, Markus Müller, und die
Oldenburger Kulturanthropologin Prof.
Dr. Karen Ellwanger. Aus dem sie-
benköpfigen Gremium schieden neben
Brinker auch Eske Nannen, Geschäfts-
führerin der Kunsthalle Emden, und der
Geschichtsdidaktiker Prof. Dr. Dietmar
von Reeken aus.
„Das Präsidium sieht einer vertrauens-
vollen und konstruktiven Zusammen-
arbeit mit dem neuen Hochschulrat
erwartungsfroh entgegen“, erklärte Uni-
versitätspräsidentin Prof. Dr. Babette
Simon anlässlich der konstituierenden
Sitzung. Ihren ausdrücklichen Dank
richtete sie an die ausscheidenden Mit-
glieder. „Mit Herrn Dr. Brinker und
Frau Nannen verabschieden wir zwei
Hochschulratsmitglieder der ersten
Stunde. Sie gehörten diesem wichtigen
Gremium fast zehn Jahre an“, so Simon.
Brinker sei das Präsidium für sein lang-
jähriges Engagement für die Universi-
tät außerordentlich dankbar. Er habe
die Profilbildung und Wettbewerbsfä-
higkeit der Universität Oldenburg als
Forschungsuniversität entscheidend
unterstützt. Zudem habe er sich mit
hohem persönlichen Einsatz für eine
erfolgreiche Zusammenarbeit von Wis-
senschaft und regionaler Wirtschaft ein-
gesetzt. Daraus seien für die Universität
viele wertvolle Kontakte entstanden.
Das fruchtbare Zusammenwirken von
Stadt, Universität und Wirtschaft habe
sich auch 2009 gezeigt, als Oldenburg
Stadt der Wissenschaft war. Eske Nan-
nen sei immer eine engagierte und hoch
geschätzte Beraterin gewesen und habe
maßgeblich dazu beigetragen, das kul-
tur- und geisteswissenschaftliche Profil
der Universität in der Region zu stärken.
Dem Hochschulrat gehören sieben Per-
sönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissen-
schaft und Kultur an. Die Amtszeit be-
trägt vier Jahre. Das Gremium berät das
Präsidium und den Senat bei wichtigen
Entscheidungen. Zu seinen Aufgaben
gehört auch die Bestätigung der vom
Senat gewählten Präsidiumsmitglieder.
Dem neuen Hochschulrat gehören –
neben Waskönig, Metz-Göckel, Müller
und Ellwanger – Edeltraud Glänzer,
Mitglied des geschäftsführenden Haupt-
vorstands der Industriegewerkschaft
Bergbau, Chemie, Energie, Prof. Dr.
Ferdi Schüth, Vizepräsident der DFG
und Direktor am Max-Planck-Institut
für Kohlenforschung in Mülheim, und
Dr. Barbara Hartung, Ministerialrätin
am Niedersächsischen Wissenschafts-
ministerium sowie Vorsitzende des
Arbeitskreises „Förderung von Frauen
in der Wissenschaft“ der Bund-Länder-
Kommission für Bildungsplanung und
Forschungsförderung, an. (mr)
Uni hat neuen Hochschulrat
Jörg Waskönig ist Vorsitzender / Drei neue Mitglieder bestellt
Hochschulrat der Universität mit den Mitgliedern (v.l.n.r.) Markus Müller, Sigrid Metz-Göckel (Stellvertretende Vorsitzende), JörgWaskönig
(Vorsitzender), Barbara Hartung und Edeltraud Glänzer. Es fehlen: Ferdi Schüth und Karen Ellwanger.
Foto: Daniel Schmidt
U
m Zukunftsperspektiven des Kü-
stentourismus in Deutschland und
den Niederlanden ging es bei dem drit-
ten Trilateralen Forschungsworkshop
zur nachhaltigen Raumentwicklung
in Oldenburg. Lehrende und Studie-
rende der Universitäten Oldenburg,
Groningen und Bremen diskutierten
die Frage: “Is coastal tourism ready for
the next generation? – Germany and the
Netherlands in comparison”.
Durchgeführt hat den Workshop das
Zentrum für Nachhaltige Raument-
wicklung in Oldenburg (ZENARiO)
in Kooperation mit der Fakultät für
Raumwissenschaften der Universität
Groningen und dem Institut für Ge-
ographie der Universität Bremen. Zu
den TeilnehmerInnen gehörten auch
die Oldenburger Studentinnen der Um-
weltwissenschaften, Rena Barghus und
Svenja Böttcher. Sie stellten die ersten
Ergebnisse ihres trilateralen Bachelor-
Projekts vor.
Gemeinsam mit Studierenden aus
Groningen und Bremen forschten sie
in ihrer Bachelorarbeit zum Thema
„Nachhaltige Tourismusentwicklung
im deutsch-niederländischen Küsten-
raum“. „Es ist das erste Mal, dass sich
Studierende der Umweltwissenschaften,
Geographie und Raumplanung aus Bre-
men, Groningen und Oldenburg auf ein
gemeinsames Thema ihrer Abschlussar-
beiten einigten. Ihre Bachelor-Arbeiten
eröffnen Vergleiche für die Entwicklung
des Tourismus beiderseits der Grenze“,
sagt Prof. Dr. Ingo Mose, Hochschul-
lehrer für Regionalwissenschaften und
Leiter der Arbeitsgruppe Angewandte
Geographie und Umweltplanung an der
Universität, der die Arbeiten betreute.
Gemeinsam mit zwei Bremer und drei
Groninger Studierenden entwickelten
Barghusen und Böttcher ihren For-
schungsansatz. Rena Barghusen be-
schäftigte sich mit einem Groninger
Kommilitonen mit dem sozioökono-
mischen Aspekt des Nordseetourismus
in Deutschland und den Niederlanden.
Dazu führte sie Interviews mit Verant-
wortlichen in der Tourismus-Branche.
„Tourismus ist für Ostfriesland ein
immens wichtiger Faktor. Allerdings
verlassen viele junge Einwohner die
Küstenorte, weil sie keine Perspektive
sehen. Ein moderner und attraktiver –
und nachhaltiger – Tourismus könnte
eine Chance sein, die Leute in der Regi-
on zu halten“, sagt die Studentin.
Svenja Böttcher untersuchte, wie sich
der Tourismus in Greetsiel auf den
Klimawandel einstellen kann. Auch
sie führte Experteninterviews mit
MitarbeiterInnen der Tourismusbran-
che und der Nationalparkverwaltung
– genau wie ihre Forschungspartnerin
in dem Gebiet Lauwersmeer in den
Niederlanden. „Um auf Dauer – auch
im Hinblick auf den Klimawandel – für
Touristen attraktiv zu bleiben, müssten
mehr Indoor-Aktivitäten, zum Beispiel
in Form von Wellness-Angeboten oder
Spielscheunen, eingerichtet werden“.
Dann könne Greetsiel auch in Zukunft
für Familien mit Kindern attraktiv
bleiben, die ihren Urlaub wetterun-
abhängig planen möchten, resümiert
Böttcher.
Die große Herausforderung bleibt die
Anpassung des Tourismus an die An-
forderungen einer nachhaltigen Ent-
wicklung. Hierzu gelte es – gleicher-
maßen für den deutschen wie für den
niederländischen Grenzraum – gezielte
strategische Maßnahmen zu entwickeln,
so das Fazit des Workshops. (tk)
Nachhaltig urlauben an der Küste
Trilaterales Bachelor-Projekt: Studierende untersuchen Tourismus
Erik Harms (l.) und Josef Lange: „Oldenburger Hochschulmedizin als integraler Bestand-
teil von Universität, Stadt und Region.“
Foto: Daniel Schmidt
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