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Käfervorkommen in alten Wäldern der Region
Landschaftsökologin findet seltene Exemplare
 

Oldenburg. Mehrere relativ seltene Käferpopulationen sind jetzt in historisch alten Wäldern im Umkreis des Hasbruchs nachgewiesen worden. Im Rahmen ihrer von der EWE-Stiftung geförderten Diplomarbeit am Institut für Biologie und Umweltwissenschaften der Universität Oldenburg fand die Landschaftsökologin Kerstin Sroka Exemplare des Glatten Laufkäfers und des Parallelen Breitläufers im Schnitthilgenloh am Reiherholz, im Stenumer Holz und im Hatter Wald. Diese Vorkommen zeichnen die Wälder aus naturschutzfachlicher Sicht besonders aus, zumal der in Niedersachsen auf der Vorwarnliste der Roten Liste stehende Glatte Laufkäfer bisher noch nicht einmal im „Urwald“ Hasbruch nachgewiesen werden konnte.

 

 

Der Große Breitkäfer,
Abax parallelepipedus, gehört zu den häufigsten Laufkäfern in
den alten Wäldern der Region

Foto:
O.-D. Finch.

Bisherige Untersuchungen konzentrierten sich vor allem auf den in seiner naturkundlichen Bedeutung unbestrittenen Hasbruch. Anderen historisch alte Waldstandorte der Region wurden bisher weitgehend vernachlässigt.

Unter den Laufkäfern gelten für den nordwestdeutschen Raum der Glatte Laufkäfer (Carabus glabratus), der Parallele Breitläufer (Abax parallelus) und der Ovale Breitläufer (Abax ovalis) als „Reliktarten“ historisch alter Waldstandorte. Die Untersuchungen durch Kerstin Sroka, die von Dr. Oliver-D. Finch (Arbeitsgruppe Terrestrische Ökologie) betreut wurden, ergaben, dass selbst vergleichsweise kleine Waldflächen, wie der zwischen Hasbruch und Stenumer Holz gelegene „Große Mittelhoop“ mit einer Größe von ca. 18 Hektar, viele waldbewohnende Laufkäferarten beherbergen können. Demgegenüber sind einzelne andere großflächigere Wälder unerwartet arm an Käferarten.

Historisch alte Wälder sind schon seit mehreren hundert, wenn nicht sogar tausend Jahren Waldstandorte. Sie unterscheiden sich durch ihre lange Geschichte von „neuzeitlichen Wäldern“, die während der letzten zwei Jahrhunderte vielfach auf ehemaligen Ödland- und Heideflächen aufgeforstet wurden und heute einen Großteil der Waldflächen ausmachen. Oft wurden neuzeitliche Wälder als Wirtschaftswälder mit schnell wachsenden Nadelbäumen angelegt.

In der Tier- und Pflanzenwelt historisch alter und neuzeitlicher Wälder sind starke Unterschiede festzustellen. Alte Wälder stellen für einige spezialisierte Tier- und Pflanzenarten den einzigen Lebensraum dar, wobei es sich überwiegend um ausbreitungsschwache Arten handelt, die nicht in der Lage sind, weiter entfernt liegende Wälder oder aufgeforstete Flächen neu zu besiedeln. Diese Wälder besitzen deshalb in der heutigen Kulturlandschaft eine herausragende Bedeutung.

ⓚ  Kontakt:
Dr. Oliver-D. Finch,Tel.: 0441/798-3275, E-Mail: oliver.d.finch(Klammeraffe)uni-oldenburg.de