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Mikrobielles Verfahren zur Rückgewinnung von Metallen aus Galvanikschlämmen
Wissenschaftler der Universitäten Oldenburg und Bremen haben zusammen mit der Oldenburger Firma straschu Leiterplatten GmbH ein mikrobiologisches Verfahren entwickelt, mit dem Schwermetalle, vor allem Kupfer, aus industriellen Galvanikabwässern zurückgewonnen werden können. Die Schwermetalle werden mit Hilfe von Eisen und Bakterien ohne Chemikalienzusatz aus den Abwässern herausgelöst. Das Schwermetall liegt nach der Behandlung in elementarer Form vor und kann nach Einschmelzung wiederverwertet werden. Das völlig neuartige Verfahren wird bei der straschu GmbH erstmalig industriell erprobt und eingesetzt. Bisher fielen dort jährlich ca. 50 Tonnen Galvanikschlamm an, ein besonders überwachungsbedürftiger Abfall. Mit dem neuartigen Verfahren können davon jetzt ca. 80 % vermieden werden. Die straschu GmbH rechnet damit, daß sie etwa 50 % der ursprünglichen Entsorgungskosten einspart, die für die chemische Behandlung der Abwässer nötig waren. Eine bundesweite Einführung des Verfahrens würde eine Vermeidung von ca. 40.000 Tonnen schwermetallhaltiger Galvanikschlämme bedeuten.Die Idee der beteiligten Wissenschaftler, Ingo Helmers, Ökonomiestudent an der Universität Oldenburg, und Dr. Jörg Rethmeier, Mikrobiologe an der Universität Bremen, wurde 1995 bei einem Glas Bier geboren. Helmers berichtete seinem Nachbarn Rethmeier über Berechnungen, die er im Rahmen einer Arbeit über die Kosten der Entsorgung der Galvanikschlämme bei der Straschu GmbH anfertigte. Rethmeier wies Helmers darauf hin, daß die Reinigung der Abwässer auch mit Hilfe von Bakterien möglich sei - dem sogenannten Bio-Leaching. An diesem Abend wurde die Entwicklung eines mikrobiologischen Verfahrens beim Institut für Umweltverfahrenstechnik der Bremer Universität angeschoben, das heute - nur zwei Jahre später - bei der straschu GmbH industriell eingesetzt wird.
Helmers hatte dazu die entscheidenden ökonomischen Argumente geliefert. Im Rahmen seiner Diplomarbeit, die er bei dem auf betriebliche Umweltpolitik spezialisierten Betriebswirt Prof. Dr. Reinhard Pfriem schrieb, nahm er eine genaue Analyse und Kostenbewertung der neuen Technik vor und lieferte so auch die Begründung für die staatliche Unterstützung des Projektes durch das niedersächsische Umweltministerium, das allein 286.000 Mark zur Verfügung stellte. "Gut angelegtes Geld, von dem alle profitieren: Ressourceneinsparung und Abfallvermeidung schonen Umwelt und Unternehmensfinanzen gleichermaßen", lobte der niedersächsische Umwelt-Staatssekretär Dietmar Schulz kürzlich bei einem Besuch des Unternehmens.
Kontakt: Dr. Jörg Rethmeier, Fachbereich Biologie/Chemie, Universität Bremen, Tel.: 0421/218-7234, Fax: 0421/218-7222
e-mail: joe@btsun1.biotec.uni-bremen.de, www: http://alf.zfn.uni-bremen.de/~uft/pe1-97.htm